Die Landshamer Feuerwehr
– eine kleine Vereinschronik –
Nach einer Aufzeichnung der Grundliste der Feuerwehr in der politischen Gemeinde Pliening aus dem Jahr 1879 ist zu entnehmen, daß sich damals die Mannschaft für die Pflicht- und Freiwillige Feuerwehr aus den Männern der Orte Pliening, Landsham, Ottersberg u. a. rekrutierten
Aus welchen Gründen auch immer – denkbar wäre als Grund die räumliche Trennung der Ortschaften – dürfte sich bei den Bewohnern der „Ortsgemeinde Landsham“ der Gedanke gebildet haben, eine eigene Freiwillige Feuerwehr zu gründen. Laut einem Sitzungsprotokoll vom 15. September 1882 wurde der Maurermeister Haydn aus Markt Schwaben beauftragt, einen Plan für ein „Feuerhaus“ in Landsham anzufertigen.
Bezahlt wurde vom damaligen Bürgermeister Bauer am 3. 12. 1882 ein Betrag von 74,- Mark für die Anfertigung dreier Baupläne samt Kostenvoranschläge zur Erbauung eines Gemeinde- und Feuerlöschhauses. Konkretere Formen nahm die Sache an, als der „Ausschuß“ (das war die frühere Bezeichnung für den Gemeinderat) am 19. 5. 1885 beschlossen hat, daß in der politischen Gemeinde Pliening für die Dauer von 10 Jahren der „Bieraufschlag“ (pro hl 60 Pfennig!) eingeführt werden soll. Davon soll u. a. in der Ortsgemeinde Landsham ein Feuerhaus im Betrag von 2550,- Mark gebaut und beim königlichen Hoflöschmaschinenfabrikanten Kirchmair & Sohn eine Feuerspritze im Wert von 950,- Mark gekauft werden.
Bereits am 23. 5.1885 hat die Gemeindeversammlung (Bürgerversammlung) das Thema behandelt und dem Beschluß des Ausschusses mit Mehrheit zugestimmt. Die formellen Voraussetzungen waren nun geschaffen. Es ging nun darum, daß in den Wirtshäusern und auch bei den Bauern zu Hause das Bier gut floß, damit die finanziellen Belange gesichert waren.
Die Landshamer waren dabei offensichtlich recht eifrig. Schon im Jahre 1886 war das „Feuerhaus“ gebaut. Eine Rechnungsstellung, abgeschlossen am 3.6.1887, gestattet einen genauen Einblick in die einzelnen Kosten und schließt mit einem Gesamtbetrag von 2383,43 Mark. Diese Summe wurde durch den Bieraufschlag aufgebracht. Anzumerken wäre hierzu, daß die Abrechnungen des Bieraufschlages noch lückenlos vorhanden sind.
Entgegen dem in 1885 gefaßten Beschluß bezüglich der Feuerspritze kaufte man dann keine neue, sondern eine gebrauchte Feuerspritze aus den Beständen der Stadt München. Eine Quittung datiert vom 25. 9.1886 besagt, daß die Freiwillige Feuerwehr Landsham „eine Saug- und Druckspritze Nr. II nebst Zubehör“ für 350,- Mark erworben hat. Eine Rechnung vom gleichen Tag der Firma Josef Thumhart bringt den Nachweis, daß die Freiwillige Feuerwehr Landsham u. a. „Helme von Messing, Gurte, Leinen, Schlauchhalter, Steigerbeile“ zum Preis von 207,80 Mark gekauft hat.
Über die folgenden Jahre ab 1886 sind die Informationen sehr dürftig. Aus dem Jahr 1893 liegt das bereits erwähnte Gruppenfoto und vom 15. 12. 1907 der Nachweis über den Eintrag beim Bayerischen Landesfeuerwehrverband als selbständige Feuerwehr vor. Dieses Datum deckt sich auch mit den Unterlagen bei der Kreisbrandinspektion.
Zwar läßt sich das exakte Gründungsdatum nicht ermitteln, jedoch kann auf Grund der vorhandenen Unterlagen davon ausgegangen werden und die entsprechenden Gremien stimmen dieser Aussage zu, daß es bereits im Jahre 1884 eine Feuerwehr in Landsham gab.
Als Kommandanten sind uns noch Nikolaus Hornburger und Gregor Distel bis 1916, Josef Humplmayer bis 1930, Josef Fenk bis zum Ende des 2. Weltkrieges bekannt. Nach diesem Krieg waren Alois Hollerith bis 1953 und Johann Baumgartner bis 1976 im Amt. Josef Jell wurde am 6. 5.1976 zum 1. Kommandanten gewählt und 1981 für weitere 5 Jahre bestätigt.
Auf mündliche Auskünfte stützen sich auch Erkenntnisse über Brandeinsätze. Die Freiwillige Feuerwehr Landsham hatte neben einer Reihe kleinerer Brände auch immer wieder Großbrände im eigenen Bereich zu bekämpfen. So sind in Abständen von fast genau 20 Jahren ab 1920 drei Brände im Gut Gerharding (zuletzt 1959 lt. Foto in Abb. 4) bekannt.
Nicht verschont war die Wehr auch von den Einsätzen während des 2. Weltkrieges in München. Der letzte Großbrand ereignete sich im November 1976 beim „Radlmoar“. Die weiteren Jahre verliefen Gott sei Dank nur mit kleineren Brandeisätzen und technischen Hilfeleistungen.
Von der technischen Ausrüstung hat sich in Anknüpfung an den Kauf der Saug- und Druckspritze im Jahre 1886 viele Jahre nichts verändert. Diese Spritze wurde von Pferden gezogen. In den Wirtshäusern gab es Namenstafeln, wer von den Bauern zum „Spritzenfahren“ eingeteilt war. Die Jahre 1926/1927 waren vom Bau der insgesammt 9 Löschwasserbrunnen, die z. T. noch intakt sind, geprägt. 1930 bekam die Landshamer Wehr die 1. Motorspritze TS 6 „Flader“. Im Jahre 1951 wurde eine neue TS 6 mit einem Einachsanhänger angeschafft, die noch gut erhalten und einsatzbereit ist.
Nur 13 Jahre später kaufte die Gemeinde Pliening einen Ford Transit mit einer neuen TS 8. Dieses Fahrzeug diente bis 1981 und wurde dann durch einen etwas größeren Ford mit der gleichen TS 8 ersetzt (siehe Abb. 6). Die technische Ausrüstung ist entsprechend der Größenordnung der Freiwilligen Feuerwehr Landsham momentan ausreichend.
Anders ist es mit der Unterbringung. Noch immer ist das Gerät im gleichen, seit 1886 im Grundriß unverändert gebliebenen Haus untergebracht, auf dessen Bau man seinerzeit sicherlich Stolz war. Zu bemerken ist, daß dieses kleine Haus mehrere Jahre nach dem Krieg auch noch von 2 Familien auf engstem Raume bewohnt wurde (siehe Abb. 7). In Eigenleistung der Feuerwehrkameraden wurde im Jahre 1976 entsprechend den Möglichkeiten Verbesserungen durchgeführt. Heute entspricht es nicht mehr den Anforderungen. Glücklicherweise stehen die Verantwortlichen der Gemeinde diesem Problem positiv gegenüber. Aller Voraussicht nach können wir in 1-2 Jahren mit einem Neubau rechnen.
Vom personellen Standpunkt gesehen war die Landshamer Wehr eigentlich immer gut besetzt. Die Freiwillige Feuerwehr Landsham hat zur Zeit 37 Aktive und 6 Jungfeuerwehrmänner. Dem 1. Kommandanten war es ein Anliegen aus der Interessengruppe Freiwillige Feuerwehr einen Verein zu bilden und diesen beim zuständigen Amtsgericht in das Vereinsregister eintragen zu lassen. Die Gründungsversammlung war am 3. 6. 1981 beim „Stocker Wirt“. Mittlerweile hat der Verein 118 Mitglieder.
Bedauerlich ist es, daß besonders aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg nur sehr wenige Aufzeichnungen zur Verfügung stehen. Vermutlich waren Krieg und nachfolgende Kriegswirren dafür verantwortlich. Es soll aber an dieser Stelle dem Wirken der Vorgängergenerationen Dank ausgesprochen werden.
Für die Zukunft bleibt zu wünschen, daß es auch nachfolgenden Generationen möglich sein wird, den Grundgedanken und Wahlspruch:
„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ zu verwirklichen.
Gruppenbild 1984